Polen gegenan

06.05.-10.05.

Am ersten Samstag haben wir einen gewaltigen Törnabschnitt in Richtung Osten abgelegt. Bei tatsächlichen Bf.0 bis Bf.2 Wind sind wir 66 Meilen nach Kolberg motort und haben erstmals den AIS-EMPFÄNGER und die OpenCPN-SOFTWARE ausführlicher getestet. Eigentlich sind 11 l Diesel für 66 sm ein geringer Verbrauch. Zwischendurch hatten wir eine Vogelstreife.

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Das Thermometer mochte gerade so die 9 Grad kratzen. Sonne gab es auch nicht. Sind dann in Kolberg nach Ankunft um 19:15  recht ordentlich grenzpolizeilich behandelt worden. Danach waren wir noch Essen und Einkaufen, um uns für die Überfahrt nach Darlowo (Rügenwalde) fit zu machen!

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Den Sonntag haben wir frohlockt: Prima Wind N3-4 ein angenehme Welle und ein wenig überkommende See haben uns den Törn von Kolberg nach Darlowo bei 33sm Luftlinie und 2 Schlägen mit insgesamt 46 sm versüßt. Am schießgebietfreien Montag sah die Welt anders aus. Morgens um 6:30 der Regen, die O4 zunehmend 5 (statt vorhergesagter N4) und die Frühlingskälte haben uns nicht zum Ablegen motivieren können. Leider habean wir so den „Tag des offenen Schiessgebietes“ verpasst und hoffen mit eine Alternative zu finden (www.hopn.mw.mil.pl/Navigational Warnings).
So waren wir in der Innenstadt per Kanister Tanken, haben die Revisionsöffnung am Kettenkasten abgedichtet und anschließend eine Joggingeinheit eingelegt und den Wind an der Mole gespürt.


Neben uns liegt die ARIES aus Travemünde ebenso mit Kurs Baltikum. Habe hier im Hafen noch einen Italiener mit einer Aluyacht getroffen,  der auch die Osteerunde macht.

Eine Stadtbesichtigung durfte natülich auch nicht fehlen. Der Johannes Paul ist allgegenwärtig. 

Glücklicherweise gibt es am Dienstag zwischen 14:00 und 19:00 ein Zeitfenster, in dem das Schießgebiet passiert werden kann. Sonst hieße es entweder außenrum (56 statt 18 sm bis Ustka), nachts zwischen 02:00 und 05:00 durch oder bis zum kommenden Sonntag warten.
Wissen die Polen eigentlich, wieviel Seglern sie durch diese Schießereien die Fahrt in die Danziger Bucht und ins Baltikum verbauen? Den Russen wird es recht sein!

Der Dienstag begrüßte uns mit 0° C und wir mussten das Boot vom Schnee freischaufeln. Es zog ein dichter Schneeschauer über Darlowo.
Beim Ablegen überkommen uns die letzten Flocken.

 

Vorsichtshalber haben wir die 10:00 Schiebe-Brücke genommen. Hier stand bis in die 1960er mal so eine schöne hölzerne Klappbrücke wie in Greifswald-Wieck. Anschließend sind wir bis zum Beginn des Schießgebietes (9 sm) teils gesegelt und dann motort. Um 14:00 machte es endlich auf, nachdem wir die Polnische Behördenkultur bedienen und 20′ sinnlos warten mussten.
Zwar waren wir 16:15 vor Ustka (Stolpmünde), sind dann ebenso wie die ARIES und der Italiener bei nachlassendem Wind bis Leba motort  (57 sm). Die anderen haben den Turbo eingeschaltet,  jedoch wir kamen erst gegen  22:15 im Dunkeln an.

Ca. 30′ vor der schmalen  Einfahrt setzte eine ca. 1m hohe Dünung ein. Vor neuen Sanden wird hier ebenso gewarnt, wie vor einer kappeligen See wegen des aussetzenden Stromes von 2 kn aus dem Lebasee. Der Törnführer Polen von Jörg Heinrich empfiehlt bei Welle gegen Strom das 35 sm östliche Wladislawowo (Großendorf) anzulaufen. In der Nacht?
Also nicht von der rauschenden Brandungssee weiter südlich am Strand beeindrucken lassen und mit voller Maschinenkraft hindurch.
Glücklich und geschafft gönnen wir uns Spagetti Aglio Olio und wir hauen uns in die Falle.

Etwas spät am Mittwochmorgen wage ich einen zaghaften Blick aus dem Niedergang: Winterwetter, mit ca. 5 cm Schnee.  Ski und Rodel gut. Hauptsache die haben in den Dünen gestreut. Mit dieser Motivation ging es zur 8km entfernte Großen Düne,. Auf dem Weg dorthin trafen wir nicht nur jede Menge Strandgut, sondern auch die Langzeitfolgen des Winterstürme.

Strangut


Wir machen also heute einen Hafentag und morgen ist ohnehin Crewwechsel

Übrigens legte Cesare , der Italiener heute ab – wir trafen ihn aber abends wieder. Die Welle vom Kap Rozewie (Rixhöft) nach Wladislawowo war selbst für sein Schiff bei einer stehenden SO 6 zu hoch.