Von Litauen nach Lettland – die baltische Küste

17.-18.05.2017
Gestern sind wir die 55 sm von Klaipeda (Memel) bis Liepaja (Libau) ganz wunderbar zurechtkommen gekommen: um 7:00 hat uns der Hafenmeister in Klaipeda die Kastellbrücke manuell geöffnet,

wir haben uns im Seekanal über Funk ordnungsgemäß abgemeldet und sind dann von den 55sm nach Liebau ca. 45sm unter Spinnaker gesegelt.

Liebau hat sich ebenfalls sehr verändert in den letzten beiden Jahrzehnten, jedoch spürt man bereits in der Hafeneinfahrt den Charme der ehemaligen Garnisionsstadt der sowjetischen Armee. Auch ist der Anteil der russischen Bevölkerung hier überdurchschnittlich. 

Mit dem Hafenmeister haben wir noch über unsere Segeliteratur und seine Marina-Ausbaupläne gefachsimpelt, einen sehr guten Tip für Lokal mit einem original lettischen Fischtopf bekommen…

…und sind anschließend im nahegelegenden Hotel im Spa-Bereich russischen Charmes gewesen (eine eigene Sanitaranlage hat die im Aufbau befindliche Marina noch nicht).

Unser Sanitärhotel

Übrigens sind wir erst das zweite deutsche Boot der Saison. Vor uns war nur die SY MOMO(Kiel) am 04.05.2017 hier.
Am heutigen Donnerstag machten wir einen ruhigen und gehen erstmal in Stadt. TSL braucht ein neues Handy, ich einen Friseur.
Ausserdem dem haben wir ein wenig sauber gemacht und gebastelt. Wir nutzten den Vormittag für einen Bummel durch die Stadt – ich kann mal wieder richtig trödeln – aber mit Programm: Latte Machiato, Postkarten, …, wir haben uns die lutherische Dreifaltigkeitskirche angesehen und konnten ausnahmsweise deren 55 m hohen Turm besteigen.

Turmbesichtigung


Wir legten dann gegen Mittag ab, haben wir doch „nur“ 23 sm bis Pavilosta (Paulshafen) vor uns. Müssen aber doch durch ein Schießgebiet, das bis nachmittag gesperrt sein soll. Lt. Hafenkapitan soll es aber bereits frei sein und konnten die letzten 10sm unter Spi segeln. Hier sind wir wir super vom Hafenmeister und einem hier lebenden Hamburger (SY ROMA) empfangen worden. Man riecht hier den Kiefernwald und das Meer gleichzeitig, die Saison geht aber erst nach dem Dorffest am kommenden Samstag los.
Leider haben wir die Steuerkette zur Windfahnensteuerung verloren, so dass wir zwingend nach Ventspils (Windau) müssen, wo TSL vermutlich von Bord steigen wird (Schafft er’s?).
Bis demnächst
Die Crew der Havet

Klaipeda und die Nehrung

15..06.-16.06.2017
Gestern war ein Auffrischtag mit Wäsche, 3 Dieseltrips zu Statoil mit 5l-Kanister und eine Stadtrundfahrt mit anschließendem Lunch auf dem Dach des ehemaligen Tophotels.


Ein absolutes Highlight war der Besuch beim Ännchen von Tahrau. Unglaublich das dortige Programm.

Kaum sind 8 Touristen zu sehen werden die bernsteinbeladene Tische aufgebaut und die dt. Besuchergrupen „trällern“ motiviert Simon Dach’s memelländisches Kulturgut. Deutschsprachige Reiseleiter erklären genau, wer von welchem Balkon, welche Rede zu welchem Anlass gehalten hat. Verblichene Gasetten des „Königsberger Boten“  wechseln den Besitzer und „eens zwee dree nach dè Hemad lass uns jehen“  sind die Kreuzritter der Vergangenheit – oder sind es deren Nachkommen – wieder verschwunden.

Ich erinnerte ich mich an Antanas Navickas, ein litauischer Arzt und Rotarier,  mit dem wir „Jungen Liberalen“ und „Jungen Unionisten“ aus Wismar damals in den 90ern die medizinischen Hilfslieferungen nach dem Memelländisches organisiert hatten. Antanas ist eine Institution.  Ein international anerkannter Onkologe.. Jetzt eigentlich Pensionär aber hat noch seine zwei Privatkliniken hier.

Er lud uns ins 15km entfernte Palanga zum Essen ein. Logisch, dass wir Zeppelinos aßen.
Klaipeda hat sich in den letzten 20 Jahren sehr verändert, hat das Pulsierende einer kleinen Metropole. Das Straßenbild ist mitteleuropäisch.

Gastfreundlichkeit überall, oblieich die Servicedetails z.B. an der Marina noch nicht ganz stimmen.

Dienstag machten wir einen richtigen Kultur- und Tourismus-Tag auf der kurischen Nehrung. Es weht ohnehin mit 4 aus Nord, da wollen wir hin.


Somit gehören der Geisterwald von Schwarzenort, die Dünenwanderung ebenso wie die Sichtung der EU-Außengrenze und das Thomas-Mann-Haus in Nidden zu unserem Programm.

Allein zum Baden gehen können wir uns nicht entschließen.
Morgen haben wir dann wieder ein richtiges Seestück nach Liepaja (Libau) von 55sm vor uns.

Ahoi von der Havet

Vorbei am ehemaligen Ostpreußen

11.05.-15.05.2017
Am 11.05. haben nämlich die Thorstens (beide haben eine Frau die Iris heißt) die Plätze im Vorschiff getauscht. Dadurch, dass Thorsten Schmidt-Look (TSL) mit dem Auto kam, war der Ort des Wechsels unkritisch. Eigentlich war Danzig geplant.
TSL hatte massig Proviant mitgebracht – nur der geringste Teil war Auftragswerk. Daher noch Danke an Mama-Thorsten. Wir haben eine ganze Stunde gebraucht,  um alles zu verstauen. Ätsch, ab jetzt dürfen wir nicht mehr Essen gehen!
 
Bei O4 haben wir einen Probeschlag gemacht (eine Schmetterling erkreuzt sowie die 9° C-Brise im Gesicht gespürt) und uns dann doch für eine abendliche Radtour am Strand lang zu den Dünen entschieden und abends mit den Crews geschnackt, die den Törn um das Schießgebiet gemacht haben (Mrs. Jones, POLAR).

Lebas große Düne
Sonnenspiel am frühen Abend

Eine gute halbe Stunde nach der ARIES  (Bärbel und Georg aus Hannover) sind als einzige am Freitagmorgen ausgelaufen. Anfangs bis 10:00 motort und dann mit Reff Meile um Meile Gegen eine O 4-5 gekreuzt. Kurz vor Kap Rixhöft habe ich dann die Maschine dazu genommen, so dass wir 16:00 nach geplanten 31 sm mit ca. 40 sm in Wladyslawowo fest gemacht haben.

Vorsaison in Wladislawowo

Der Fischereihafen Wladislawowo ist eher eine Drehscheibe für Fischkutter aller Nationen, die für ein paar Stunden zum Löschen ihrer Fänge und zum Eisbunkern anlegen.
Den Sonntag segeln wir bei leichtem Wind die 23 sm nach Hel, um von dort am Sonntag und Montag den Absprung nach Klaipeda zu schaffen. Danzig klemmen wir uns.

Zeichen der Vergangenheit…
…und Gegenwart

Lt. www.sjofartsverket.se/ … Navigational Warning machen die Russen keine Schießübungen in ihrer 12sm- und der anschließenden Wirtschaftszone. Einleuchtend aber nicht nachvollziehbar, dass Schiffe mit der EU-FLAGE von den Russen unerwünscht sind.

Wir wollen Klaipeda nicht im Dunkeln erreichen und legen Sonntagvormittag bei leichter  Morgenbrise SO3 in Hel ab. Die soll zwar so bleiben, aber bereits durch das VTG müssen wir motoren. Zwischendurch haben wir eine h Segelwind und eine h Spinnakerwind. Abends essen wir warm, erleben einen ruhigen Sonnenuntergang und stellen uns auf den Wachwechsel nachts alle 2h ein.

Ostpreußischer Sonnenuntergang

Ob der Diesel wohl reicht?  Wir waren mit 30 l vollgetankt aber mir leerem Reservekanister unterwegs auf mindestens 119 sm. Ausserdem wollten wir Kap Taran  (Büstenort) geschmeidig umrunden, um nicht in russische Gewässer Ostpreußens zu gelangen.

Das Groß bleibt gerefft stehen und so können wir ab 04:00 bei zunehmenden SW 3-4 Segeln. Wir hören den Soundtrack „Das Boot“ und haben Bärte und riechen nach Mann.

Auf der Klaipedaer Reede haben wir bei mittlerweile SW5 (1 m Welle) knapp 10 Krisenfrachter vor Anker liegen gelassen um dann zwischen den Molenköpfen einzulaufen. Der Blick aufs AIS sagte alles frei. Also Gang rein, Genua weg (Wind war alle) – da kommt doch so ein Reisentanker aus der Einfahrt rausgeschoben!
So habe ich bei 2m Seegang aus allen Richtungen brav gewartet, um dann mit Hebel nach unten und Fullspeed hineinzugehen.
in die Einfahrt motort: 2m Kappelsee aus allen Richtungen!
Entspannung pur, als ich mich im Seekanal über Funk bei Port und Grenzpolizei anmeldete.
26h haben wir gebraucht. Der Törnführer veranschlagt 24-36.
Unseren Italiener aus Darlowo haben wir wieder getroffen.  Kam nach 19 h hier an. Nur motort.

Dann dauerte es noh, bis alle Borduhren und Smartphones umgestellt waren. Schließlich leben wir jetzt nach osteuropäischen Zeitmaßstäben und sind Euch schon mal eine h voraus.

Glücklich in Klaipeda

Nun lecken wir unsere Wunden und versuchen in der Vorsaison die Vorräte an Diesel und frischer Wäsche aufzufüllen. Anschließend ein Hafentag, um nach Nidda auf die Kurischen Nehrung zu fahren.