Stadttourismus oder lieber eine leichte Brise?

27.05.2017
…eine Anomalie war das letzte , was von mir zu hören war. Dann besserte sich das Wetter und am Wind ließen sich 2 Bf. sogar besegeln. Aber leider hieß es nach Dirhami abfallen und so durfte derJockel wieder ran.
Weinig später passierte ich die Pakri-Inseln und das Kap Paldiski kam in Sicht. Ich glaubte mich in Cornwall: Eine wunderschöne Cliffküste ließ sich mit dem Fernglas verfolgen. Ich hatte Netz und konnte bei Wikipedia erfahren, dass Paldiski eine Vergangenheit als russisch-sowjetischer Flottenstützppunkt hatte. Hier wurde auch das Personal der Atom-U-Boote an Übungsreaktoren ausgebildet. Die früher schwedisch besiedelten Pakri-Inseln dienten als Jagdbomberzielgebiet. Paldiski war eine verbotene Stadt.
Heute dünn besiedelt und Naturschutzgebiete.  Im Süden zwischen den Inseln müsste ein schöner Ankerplatz sein.

Stunde um Stunde schnurrt der 10PS-Diesel vor sich hin. Immer zur halben Stunde wird heute die Position genommen, dann gelesen, in Törnführer und Seekarte geblättert , ein Powernapping in der warmen Sonne gemacht. Vormittags wird das Segeln probiert. Des Nachmittags eher motort. Ein jeder will abends in seinen Stall sprich in dem Hafen sein.
Der prüfende Blick der Skippers (das bin ich) schweift in die Weite der See, zu den Wolken, auf die Instrumente…. . Und wieder der Griff zum Glas – es ist das Fernglas gemeint-, um die abenteuerlich anmutende  Cliffküste Estlands abzusuchen. Ab und an ein ehemaliger sowjetischer Wachturm , ein Seezeichen oder der ein paar Schiffswracks. Bedrohlich die sich nähernde Cliffküste. Als ob Kanonenscharten ihren Rohre auf vorbeifahrende Schiffe richten. Ein sich schälender Leuchtturm an der Spitze des Kaps.
Bin ich wirklich allein hier ?

Lohusalu

Dann abends im komfortablen  Lohusalu angelegt,  vollgetankt am kommenden  Tagen Wäsche und ein paar Reparaturen gemacht. Gegen 14:15 kam dann Thomas mit Flieger und Bus an.

Wir haben keine halbe Stunde später abgelegt und bei ca. 4 Bf. ca. 17 sm vor dem Wind nach Naissaare Sadam, einem Hafen ca. 7 sm vor Tallin, gelaufen. Diese Insel beheimatete eine Minenfabrik aus sowjetischer Zeit. Viele dieser Relikte und eine Kleinbahn werden von uns besichtigt. Kein Strom. Keine Versorgung. Sind auf uns angewiesen. Haben heute das erste mal den Gasheizer in Betrieb. Aber schön hier.
Von hier geht es dann Freitag in der Früh nach Tallin.  Nochmals richtig Bunkern, Schärenführer für Finnland besorgen und dann vielleicht Sonntag Kurs Helsinki.

In Tallin haben in dem westlich gelegenen Museumshafen festgemacht. Ein wenig Schwell steht in dem großräumigen ehemalig militärisch genutzten Hafenbecken, dafür hat man ein interessantes Mainemuseum vor der Tür und darf recht rustikal auf einem ehemaligen amerikanisch-estnischen Grenzschutz-Eisbrecher in die Dusche und in die Sauna. Netter Hafenmeister und auch finnische Segler legen an.
In der City Arena soll es voll sein. Haben auch erst hier erfahren, dass man durch den Fährhafen per Ampel geleitet wird und man sich nicht von den Verbotsschildern irritieren lassen darf. Das nächste Mal.

Wir waren mittags und abends im Altstadtzentrum der mitteleuropäischen Metropole Tallin. Wahnsinn, wie sich die Stadt seit meinem letzten Besuch on den 90ern entwickelt hat. Mittags waren noch jede Menge Kreuzfahrer in der Stadt. Wie die Waldameisen in einer Ameisenburg.
Beide Male beeindruckte uns eine schick restaurierte Altstadt mit massig Menschen und Finnen sowie einladende Openair-Restaurants mit Türsteherinnen in historischer Kluft.
Haben uns per „Trip Advisor“ für das „Ill Dracon“ entschieden: Essen mit den Fingern wie im Mittelalter: Elchrippe, Salzgurken, Suppe, Bier.

Anschließend im Irish-Pub Fußball gesehen (Manchester – Ajax) und einige Guinness und Whisky getestet. Alles voller alkoholisierter Finnen. Waren dann um Mitternacht zum Boot zurück.


Bereits am Samstag haben genug von der Stadt und sind heute schon richtig Helsinki auf See. Auch wenn die Bedingungen mit wenig O 2-3 nicht so optimal sind. Wird vorläufig auch ohne Schärenführer gehen.

Gewitterwolken auf dem Väinameri

22.05.-24.05.2017
Nach meinem kurzen Segeltag am Montag schnappte  ich mir – nach dem Festmachen in der neuen, in noch keinem Törnführer verzeichneten Marina neben dem Fährhafen von Koivasto – den Rucksack und nahm den nächsten Bus. Ich wollte wenigstens etwas von der Insel Muhu sehen. Auf gut ausgebauter Straße ging es durch eine Mini-Taiga. Birken, Kiefern,  Lärchen im gemächlichen Abstand im zarten Grün. Ich habe das Gefühl, seit 4 Wochen dem Frühling hinterher gefahren zu sein. Jetzt ist er auf und davon; Frühsommer allenthalben?
Der Ort Viira ließ mich nicht zum Aussteigen bewegen, so dass ich ein weiteres Ticket nach Orissaare löste. Ein Ministädtchen mit Eiche auf dem Sportplatz, einem schicken Gymnasium und ein paar Lädchen.

Am Dienstag sollte das estnische Inselmeer „Vänameri“ bezwungen werden.

Das war fast so wie Schärennavigation, so dass ich schon mal kurz die Orientierung verlor.
Endlich auf Kurs mit Groß und Genua beobachtete ich ein Schauerwand, die meinte meinen Kurs queren zu müssen. Ich lief bereits mit halben Wind 6kn und hatte bald darauf weiter abzufallen,  so dass ich bei einer auffrischenden 4 das Groß wegnahm.
Kurz danach ein Donner. Reflexartig spulte ich die „Wetterregeln für Segler“ zum Stichwort Gewitter ab: …freien Seeraum suchen…Position nehmen…nach Väter Sitte navigieren…was essen…Maschine starten…und aufsTöpfchen gehen…
Letzteres machte ich nicht. Geduldig beobachtete ich die offensichtliche Gewitterwand.
Und ich näherte mich dem Rukkiharu-Kanal, einer schmalen Baggerinne. Mit mir eine doch recht großen roten Inselfähre. Die wird doch nicht? Doch! Sie überholte.


Als ich mich wieder auf das Wetter konzentrierte, war die Wand nahezu aufgelöst.
Der Rest war einfach. Unter Motor weiter nach Haapsaalu. Zum Segeln im engen Fahrwasser war mir die Lust vergangen.

Ich bin übrigens nach einem Fazit der ersten 3 Wochen gefragt worden. Meine Antwort:
Jede Stunde ist es wert, auch wenn bisher drei- oder viermal die Frage aufkam: Was in aller Welt mache ich hier eigentlich?
Naja die Kreuz vor Darlowo bei NO4 mit unter 10 Grad,  der Schauer morgens 6:00 auf der Reede vor Klaipeda nach übermüdeter Überfahrt  und die anschließende 2 m Kappelwelle vor den Molenköpfen oder auch der mit Schweinesteaks überfressene Magen beim Ablegen von Koiguste…..

In Haapsaalu fand ich nochmals Kontakt zum Italiener, der 2 Tagen voraus war:
Hallo Cesare
I arrived Haapsaalu today and found your cellphone-number by the reception. We started in Klaipeda 1 Day after you and my friend also left me after Liepaja and Pavilosto in Ventspils.
My last harbours were Kuressaare,  Koiguste, Kuivasto.  The next Konvoi of Danish and German sailors left Liepaja today.
My next friend will arrive me in Lohusalu.
I don’t think, we will catch you
With Greatings Guido Koch

Cesare Magnelli SY Flufuns: Thank you. I am in Tallinn and today fly to Italy. I return 19 of june and then go to Finland.

Anschließend war Sightseeing in Haapsaalu angesagt. Die Ruine der Bischofsburg, der zaristisch anmutende Museumsbahnhof, die vielen Holzvillen des alten Kurbades.

Heute geht es Kurs Osten. Statt eines leuchtend blauen Finnischer Meerbusen erwartet mich bei hellgrün schimmernder See ein tief wolkenverhangenes Grau in Grau mit Nieselregen und 9°C.

Dazu eine lokale magnetische Anomalie nach der nächsten.  Der Pinnenpilot ist praktisch nur als Pinnenpositionshalter zu gebrauchen. Wie hat man hier ohne GPS und Kartenplotter navigiert?

Allein auf dem Rigaischen Meerbusen

22.05.2017

Heute habe ich um 7:00 abgelegt,  weil der „Hafen“  Koiguste bereits bei dem einsetzenden NW 3 ungeschützt war. Wohin es geht, weiß ich noch nicht. Die einsetzende Westlage ist unbeständig dafür aber nicht so kalt im Gesicht wie der NO-Wind.

Aber der Reihe nach. Am Samstag ging TSL von Bord und ich habe 2 neue Flaggen gesetzt: die estnische statt der lettischen Gastlandflage und den Alleinseglerwimpel um anschließen bei spiegelglatter See nach Norden zu motoren.
Nah der Passage der IRBEN-STRASSE bin ich von den estnischen Kollegen kontrolliert worde. Sie versicherten mir, ich sei ihr erster derartiger Fang in diesem Jahr.


In Saaremaa’s Inselhauptstadt Kuressaare angekommen überraschte mich in einem Tip-Top-Hafen (25€) eine rühriger Hafenmeister namens Oskar und eine zum „Nacht der Museen“ geöffnete Arensburg.

Die Ausstellung war große Klasse.  Neben der Dokumentation der mehrmaligen Eroberungszüge der Insel in den letzten 100 Jahren gab es auch ein Treffen mit alten Bekannten:


Gestern wollte ich zur mitten im RB 40 sm entfernt liegenden Insel Ruhnu, kam aber erst nach dem Tanken um 9:00 los und musste die ersten Meilen kreuzen, bis schließlich der Wind einschlief. So bin ich dann in Richtung Koiguste abgebogen, auch weil heute ein „Mehrwind“ vorausgesagt war.
Schließlich bin ich dann gegen 18:00 in das Koiguste-Fahrwasser eingelaufen vergeblich nach den im Handbuch angekündigten Tonnen Ausschau haltend. Die waren noch an Land ausgelegt.


Dafür wurde ich von Nicolas dem Junginvestor und Besitzer zu einem Drink und zum Studium der Baupläne eingeladen, und war anschließend in der Sauna. Der Nicolas (Drachensegelprofi und 3/4-Weltumsegler) verzog sich dann und ich blieb allein in der noch in Planung befindlichen Marina.

Habe ausserdem einen Knoten im Bauch. Hatte wohl nach der Sauna die beiden Steaks nicht essen sollen.

Jetzt motore ich nach Norden in Richtung SUUR-STRASSE.V on Wind keine Spur.
Ahoi

SY Havet irgendwo zwischen Ventspils und Lt. Kolka.

18.-20.05.2017

Vorgestern war TSL von Pavilosta nur mit sanfter Gewalt wegzubekommen. Bis spät in die Nacht hatten wir auf am Donnerstagabend auf einem in die untergehende Sonne, den roten Abendhimmel und die Weite der Ostsee gestarrt. Mir kommt es so vor, als wenn die Anreise jetzt erst vorbei ist, obwohl bereits in Gustow auf Rügen die Reihe der mir unbekannten Häfen und später auch Gewässer begann.

Ehemaliger Grenzturm

Die Eindrücke des gestrigen Super-Segel-Tages hat mein „Social-Media-Officer“ bereits sehr treffend auf *.jpg’s gebannt und auch meine Unlust dazu etwas zu schreiben.

Nach einem gemütlichen Anlegerbier Freitagnachmittag in Ventspils (Windau) mit dem englischsprechenden Hafenmeister (2 Jahre NL) haben wir uns mit Leihrädernauf die Suche nach einer neuen Steuerkette begeben. In „stainless steel“ war sie nicht zu bekommen und hat zudem ein wenig Spiel. Bei Lukoil wurde der 5l-Kanister mit russischem Kraftstoff befüllt und eine Stadtbesichtigung vorgenommen. Der Hafen sieht sehr industriell aus und riecht auch so.

Industriehafen Ventspils

Heingegen ist die Stadt durchweg sauber, die Straßen modern gepflastert, Rad- Gehwege sind mindestens gefegt. Leider stehen mehr als die Hälfte der Altstadtgebäude leer und unterstreichen die Gegensätze: traditionell anmutende Holzhäuser, attraktive – teils renovierungsbedürftige – Altstadtarchitektur der 20er, sowjetischer Pfusch, und Top-Moderne machen sich dicht gedrängt aber charmant den Platz streitig. Aufällig sind die schönen Parks, wo immer noch Tulpen und Narzissen verblühen und es deutlich mehr Sitzbänke als Einwohner gibt.
Den Abend krönte ein Essen im „Trip-Advisor-No.1“-Restaurant. Danke an TSL für die Einladung.
Heute hieß es um 7:30 „Time to say Good Bye“.

Abschied

Ein Taxi hat TSL weggeholt: ich glaube zu einem Busbahnhof, von dem er dann nach Liepaja und anschließend nach Travemünde übersetzt.


Bei spiegelglatter See motore ich zu Saxophonklängen aus der Musikbox unter dem Einhandwimpel auf den Rigaer Meerbusen zu…..

Von Litauen nach Lettland – die baltische Küste

17.-18.05.2017
Gestern sind wir die 55 sm von Klaipeda (Memel) bis Liepaja (Libau) ganz wunderbar zurechtkommen gekommen: um 7:00 hat uns der Hafenmeister in Klaipeda die Kastellbrücke manuell geöffnet,

wir haben uns im Seekanal über Funk ordnungsgemäß abgemeldet und sind dann von den 55sm nach Liebau ca. 45sm unter Spinnaker gesegelt.

Liebau hat sich ebenfalls sehr verändert in den letzten beiden Jahrzehnten, jedoch spürt man bereits in der Hafeneinfahrt den Charme der ehemaligen Garnisionsstadt der sowjetischen Armee. Auch ist der Anteil der russischen Bevölkerung hier überdurchschnittlich. 

Mit dem Hafenmeister haben wir noch über unsere Segeliteratur und seine Marina-Ausbaupläne gefachsimpelt, einen sehr guten Tip für Lokal mit einem original lettischen Fischtopf bekommen…

…und sind anschließend im nahegelegenden Hotel im Spa-Bereich russischen Charmes gewesen (eine eigene Sanitaranlage hat die im Aufbau befindliche Marina noch nicht).

Unser Sanitärhotel

Übrigens sind wir erst das zweite deutsche Boot der Saison. Vor uns war nur die SY MOMO(Kiel) am 04.05.2017 hier.
Am heutigen Donnerstag machten wir einen ruhigen und gehen erstmal in Stadt. TSL braucht ein neues Handy, ich einen Friseur.
Ausserdem dem haben wir ein wenig sauber gemacht und gebastelt. Wir nutzten den Vormittag für einen Bummel durch die Stadt – ich kann mal wieder richtig trödeln – aber mit Programm: Latte Machiato, Postkarten, …, wir haben uns die lutherische Dreifaltigkeitskirche angesehen und konnten ausnahmsweise deren 55 m hohen Turm besteigen.

Turmbesichtigung


Wir legten dann gegen Mittag ab, haben wir doch „nur“ 23 sm bis Pavilosta (Paulshafen) vor uns. Müssen aber doch durch ein Schießgebiet, das bis nachmittag gesperrt sein soll. Lt. Hafenkapitan soll es aber bereits frei sein und konnten die letzten 10sm unter Spi segeln. Hier sind wir wir super vom Hafenmeister und einem hier lebenden Hamburger (SY ROMA) empfangen worden. Man riecht hier den Kiefernwald und das Meer gleichzeitig, die Saison geht aber erst nach dem Dorffest am kommenden Samstag los.
Leider haben wir die Steuerkette zur Windfahnensteuerung verloren, so dass wir zwingend nach Ventspils (Windau) müssen, wo TSL vermutlich von Bord steigen wird (Schafft er’s?).
Bis demnächst
Die Crew der Havet

Klaipeda und die Nehrung

15..06.-16.06.2017
Gestern war ein Auffrischtag mit Wäsche, 3 Dieseltrips zu Statoil mit 5l-Kanister und eine Stadtrundfahrt mit anschließendem Lunch auf dem Dach des ehemaligen Tophotels.


Ein absolutes Highlight war der Besuch beim Ännchen von Tahrau. Unglaublich das dortige Programm.

Kaum sind 8 Touristen zu sehen werden die bernsteinbeladene Tische aufgebaut und die dt. Besuchergrupen „trällern“ motiviert Simon Dach’s memelländisches Kulturgut. Deutschsprachige Reiseleiter erklären genau, wer von welchem Balkon, welche Rede zu welchem Anlass gehalten hat. Verblichene Gasetten des „Königsberger Boten“  wechseln den Besitzer und „eens zwee dree nach dè Hemad lass uns jehen“  sind die Kreuzritter der Vergangenheit – oder sind es deren Nachkommen – wieder verschwunden.

Ich erinnerte ich mich an Antanas Navickas, ein litauischer Arzt und Rotarier,  mit dem wir „Jungen Liberalen“ und „Jungen Unionisten“ aus Wismar damals in den 90ern die medizinischen Hilfslieferungen nach dem Memelländisches organisiert hatten. Antanas ist eine Institution.  Ein international anerkannter Onkologe.. Jetzt eigentlich Pensionär aber hat noch seine zwei Privatkliniken hier.

Er lud uns ins 15km entfernte Palanga zum Essen ein. Logisch, dass wir Zeppelinos aßen.
Klaipeda hat sich in den letzten 20 Jahren sehr verändert, hat das Pulsierende einer kleinen Metropole. Das Straßenbild ist mitteleuropäisch.

Gastfreundlichkeit überall, oblieich die Servicedetails z.B. an der Marina noch nicht ganz stimmen.

Dienstag machten wir einen richtigen Kultur- und Tourismus-Tag auf der kurischen Nehrung. Es weht ohnehin mit 4 aus Nord, da wollen wir hin.


Somit gehören der Geisterwald von Schwarzenort, die Dünenwanderung ebenso wie die Sichtung der EU-Außengrenze und das Thomas-Mann-Haus in Nidden zu unserem Programm.

Allein zum Baden gehen können wir uns nicht entschließen.
Morgen haben wir dann wieder ein richtiges Seestück nach Liepaja (Libau) von 55sm vor uns.

Ahoi von der Havet

Vorbei am ehemaligen Ostpreußen

11.05.-15.05.2017
Am 11.05. haben nämlich die Thorstens (beide haben eine Frau die Iris heißt) die Plätze im Vorschiff getauscht. Dadurch, dass Thorsten Schmidt-Look (TSL) mit dem Auto kam, war der Ort des Wechsels unkritisch. Eigentlich war Danzig geplant.
TSL hatte massig Proviant mitgebracht – nur der geringste Teil war Auftragswerk. Daher noch Danke an Mama-Thorsten. Wir haben eine ganze Stunde gebraucht,  um alles zu verstauen. Ätsch, ab jetzt dürfen wir nicht mehr Essen gehen!
 
Bei O4 haben wir einen Probeschlag gemacht (eine Schmetterling erkreuzt sowie die 9° C-Brise im Gesicht gespürt) und uns dann doch für eine abendliche Radtour am Strand lang zu den Dünen entschieden und abends mit den Crews geschnackt, die den Törn um das Schießgebiet gemacht haben (Mrs. Jones, POLAR).

Lebas große Düne
Sonnenspiel am frühen Abend

Eine gute halbe Stunde nach der ARIES  (Bärbel und Georg aus Hannover) sind als einzige am Freitagmorgen ausgelaufen. Anfangs bis 10:00 motort und dann mit Reff Meile um Meile Gegen eine O 4-5 gekreuzt. Kurz vor Kap Rixhöft habe ich dann die Maschine dazu genommen, so dass wir 16:00 nach geplanten 31 sm mit ca. 40 sm in Wladyslawowo fest gemacht haben.

Vorsaison in Wladislawowo

Der Fischereihafen Wladislawowo ist eher eine Drehscheibe für Fischkutter aller Nationen, die für ein paar Stunden zum Löschen ihrer Fänge und zum Eisbunkern anlegen.
Den Sonntag segeln wir bei leichtem Wind die 23 sm nach Hel, um von dort am Sonntag und Montag den Absprung nach Klaipeda zu schaffen. Danzig klemmen wir uns.

Zeichen der Vergangenheit…
…und Gegenwart

Lt. www.sjofartsverket.se/ … Navigational Warning machen die Russen keine Schießübungen in ihrer 12sm- und der anschließenden Wirtschaftszone. Einleuchtend aber nicht nachvollziehbar, dass Schiffe mit der EU-FLAGE von den Russen unerwünscht sind.

Wir wollen Klaipeda nicht im Dunkeln erreichen und legen Sonntagvormittag bei leichter  Morgenbrise SO3 in Hel ab. Die soll zwar so bleiben, aber bereits durch das VTG müssen wir motoren. Zwischendurch haben wir eine h Segelwind und eine h Spinnakerwind. Abends essen wir warm, erleben einen ruhigen Sonnenuntergang und stellen uns auf den Wachwechsel nachts alle 2h ein.

Ostpreußischer Sonnenuntergang

Ob der Diesel wohl reicht?  Wir waren mit 30 l vollgetankt aber mir leerem Reservekanister unterwegs auf mindestens 119 sm. Ausserdem wollten wir Kap Taran  (Büstenort) geschmeidig umrunden, um nicht in russische Gewässer Ostpreußens zu gelangen.

Das Groß bleibt gerefft stehen und so können wir ab 04:00 bei zunehmenden SW 3-4 Segeln. Wir hören den Soundtrack „Das Boot“ und haben Bärte und riechen nach Mann.

Auf der Klaipedaer Reede haben wir bei mittlerweile SW5 (1 m Welle) knapp 10 Krisenfrachter vor Anker liegen gelassen um dann zwischen den Molenköpfen einzulaufen. Der Blick aufs AIS sagte alles frei. Also Gang rein, Genua weg (Wind war alle) – da kommt doch so ein Reisentanker aus der Einfahrt rausgeschoben!
So habe ich bei 2m Seegang aus allen Richtungen brav gewartet, um dann mit Hebel nach unten und Fullspeed hineinzugehen.
in die Einfahrt motort: 2m Kappelsee aus allen Richtungen!
Entspannung pur, als ich mich im Seekanal über Funk bei Port und Grenzpolizei anmeldete.
26h haben wir gebraucht. Der Törnführer veranschlagt 24-36.
Unseren Italiener aus Darlowo haben wir wieder getroffen.  Kam nach 19 h hier an. Nur motort.

Dann dauerte es noh, bis alle Borduhren und Smartphones umgestellt waren. Schließlich leben wir jetzt nach osteuropäischen Zeitmaßstäben und sind Euch schon mal eine h voraus.

Glücklich in Klaipeda

Nun lecken wir unsere Wunden und versuchen in der Vorsaison die Vorräte an Diesel und frischer Wäsche aufzufüllen. Anschließend ein Hafentag, um nach Nidda auf die Kurischen Nehrung zu fahren.

Polen gegenan

06.05.-10.05.

Am ersten Samstag haben wir einen gewaltigen Törnabschnitt in Richtung Osten abgelegt. Bei tatsächlichen Bf.0 bis Bf.2 Wind sind wir 66 Meilen nach Kolberg motort und haben erstmals den AIS-EMPFÄNGER und die OpenCPN-SOFTWARE ausführlicher getestet. Eigentlich sind 11 l Diesel für 66 sm ein geringer Verbrauch. Zwischendurch hatten wir eine Vogelstreife.

2

Das Thermometer mochte gerade so die 9 Grad kratzen. Sonne gab es auch nicht. Sind dann in Kolberg nach Ankunft um 19:15  recht ordentlich grenzpolizeilich behandelt worden. Danach waren wir noch Essen und Einkaufen, um uns für die Überfahrt nach Darlowo (Rügenwalde) fit zu machen!

*

Den Sonntag haben wir frohlockt: Prima Wind N3-4 ein angenehme Welle und ein wenig überkommende See haben uns den Törn von Kolberg nach Darlowo bei 33sm Luftlinie und 2 Schlägen mit insgesamt 46 sm versüßt. Am schießgebietfreien Montag sah die Welt anders aus. Morgens um 6:30 der Regen, die O4 zunehmend 5 (statt vorhergesagter N4) und die Frühlingskälte haben uns nicht zum Ablegen motivieren können. Leider habean wir so den „Tag des offenen Schiessgebietes“ verpasst und hoffen mit eine Alternative zu finden (www.hopn.mw.mil.pl/Navigational Warnings).
So waren wir in der Innenstadt per Kanister Tanken, haben die Revisionsöffnung am Kettenkasten abgedichtet und anschließend eine Joggingeinheit eingelegt und den Wind an der Mole gespürt.


Neben uns liegt die ARIES aus Travemünde ebenso mit Kurs Baltikum. Habe hier im Hafen noch einen Italiener mit einer Aluyacht getroffen,  der auch die Osteerunde macht.

Eine Stadtbesichtigung durfte natülich auch nicht fehlen. Der Johannes Paul ist allgegenwärtig. 

Glücklicherweise gibt es am Dienstag zwischen 14:00 und 19:00 ein Zeitfenster, in dem das Schießgebiet passiert werden kann. Sonst hieße es entweder außenrum (56 statt 18 sm bis Ustka), nachts zwischen 02:00 und 05:00 durch oder bis zum kommenden Sonntag warten.
Wissen die Polen eigentlich, wieviel Seglern sie durch diese Schießereien die Fahrt in die Danziger Bucht und ins Baltikum verbauen? Den Russen wird es recht sein!

Der Dienstag begrüßte uns mit 0° C und wir mussten das Boot vom Schnee freischaufeln. Es zog ein dichter Schneeschauer über Darlowo.
Beim Ablegen überkommen uns die letzten Flocken.

 

Vorsichtshalber haben wir die 10:00 Schiebe-Brücke genommen. Hier stand bis in die 1960er mal so eine schöne hölzerne Klappbrücke wie in Greifswald-Wieck. Anschließend sind wir bis zum Beginn des Schießgebietes (9 sm) teils gesegelt und dann motort. Um 14:00 machte es endlich auf, nachdem wir die Polnische Behördenkultur bedienen und 20′ sinnlos warten mussten.
Zwar waren wir 16:15 vor Ustka (Stolpmünde), sind dann ebenso wie die ARIES und der Italiener bei nachlassendem Wind bis Leba motort  (57 sm). Die anderen haben den Turbo eingeschaltet,  jedoch wir kamen erst gegen  22:15 im Dunkeln an.

Ca. 30′ vor der schmalen  Einfahrt setzte eine ca. 1m hohe Dünung ein. Vor neuen Sanden wird hier ebenso gewarnt, wie vor einer kappeligen See wegen des aussetzenden Stromes von 2 kn aus dem Lebasee. Der Törnführer Polen von Jörg Heinrich empfiehlt bei Welle gegen Strom das 35 sm östliche Wladislawowo (Großendorf) anzulaufen. In der Nacht?
Also nicht von der rauschenden Brandungssee weiter südlich am Strand beeindrucken lassen und mit voller Maschinenkraft hindurch.
Glücklich und geschafft gönnen wir uns Spagetti Aglio Olio und wir hauen uns in die Falle.

Etwas spät am Mittwochmorgen wage ich einen zaghaften Blick aus dem Niedergang: Winterwetter, mit ca. 5 cm Schnee.  Ski und Rodel gut. Hauptsache die haben in den Dünen gestreut. Mit dieser Motivation ging es zur 8km entfernte Großen Düne,. Auf dem Weg dorthin trafen wir nicht nur jede Menge Strandgut, sondern auch die Langzeitfolgen des Winterstürme.

Strangut


Wir machen also heute einen Hafentag und morgen ist ohnehin Crewwechsel

Übrigens legte Cesare , der Italiener heute ab – wir trafen ihn aber abends wieder. Die Welle vom Kap Rozewie (Rixhöft) nach Wladislawowo war selbst für sein Schiff bei einer stehenden SO 6 zu hoch.

Hiddensee bei Sturm

01.05.-05.05.
Am Maifeiertag ist Thorsten wie vereinbart gegen 16:00  in Barhöft aufgestiegen, d.h. seine Frau und seine 3 Jungs haben ihm geholfen.  Die Windprognose kippte da bereits von N 3 auf NO-O 5-6 für die nächsten Tage.   Damit kann man bei 7-8 Grad Celsius unmöglich den Greifswalder Bodden und die Oderbucht bezwingen. Daher haben wir kurzentschlossen am Dienstag um 7.00 Kurs Hiddensee/ Kloster gewählt und waren auch schon 10.30 da.

Auf dem Gang zum Leuchtturm kachelte es schon mit 7-8 später 8 in Böen 10. Ab 6 Bf. darf man den Leuchtturm nicht mehr besteigen und wir waren bei 8 oben.


Zur Einstimmung haben wir uns in Vitte am Abend das 1-Mann-Puppentheater „Moby Dick und der weiße Wal“  gegönnt.  Das ist sehr zu empfehlen in der improvisierten kleinen Puppenbühne.
Dann hat es die ganze Nacht mit NO 7-8 gestürmt, im Hafenbecken war Schwell.  Ab 5:00 wehte nur noch eine 5, so dass wir am Mittwochmorgen von Hiddensee (Kloster)  um 7.00 Uhr abgelegt haben. Wir waren rechtzeitig in Stralsund, konnten Tanken und frische Lebensmittel Bunkern und haben den Brückenzug 12:20 genommen.
Wir wollten es wissen und sind bei Bf 6 im Sund aufgekreuzt, um es wenigstens bis Stahlbrode  zu schaffen.  Die Welle drückte vom Greifswalder Bodden aber zu stark rein, so  daß wir letztleich nach Gustow (Rügen) ausgewichen sind.
Leider nimmt  der Ostwind am Folgetag noch zu und Regen mischt mit. Ich gebe also über WhatsApp so etwas wie eine Gewinnwarnung an alle noch kommenden Mitsegler raus, da wir hinter dem s.g. Zeitplan sind.
Machen wir das beste daraus..

Am 03.05. schlage ich meinem erstaunten  Bootsmann Thorsten vor, bei  Bf 6-8 eine lange Wanderung zu machen.. Bestimmt so 25.000 Schritte.  Waren bei den Proßnitzer Schanzen am Strelasund.
Als wir zurück kamen, fing es auch noch an zu Regnen. Logisch, dass an Bord der Heizlüfter Dauerbetrieb hatte.

Am 04.05. sind wir nach unmittelbaren Ablegen nach dem Regen  um 10:20 durch einen windigen Strelasund/Greifswalder Bodden gut in Freest angekommen. Vor Lubnin haben wir das Reff herausgeschüttelt.
Der Hafenmeister vermochte meinen Hafengeld-Bezahlvorgang erst gar nicht zuordnen, um diese Jahreszeit bereits Gäste?
Wir schafften es vor 18:00 in Freest sogar noch Räucherfisch holen.  Morgen wollen wir nach KOLBERG (das sind immerhin 64sm auf 83 Grad) weiter. Das Wetter wird mit NO 2-3 ruhiger aber es ist noch kalt.
Wahrscheinlich werden wir viel Motoren.
Polen wir kommen!