Ein Meer zieht am Gebirge hin…

05.-08. 07.2017

Die Überfahrt von Ratan nach Umea geht bei guten 4 Bf. zugig und zügig von statten. Lediglich die 9° C und der bedeckte Himmel lassen nur verhaltenen Segelgenuß aufkommen. Das Reff wird ins Groß gesteckt und die Windfahnensteuerung macht ihren Job dann auch vernünftig. Überpowert mag sie nicht arbeiten – wie wir Menschen auch. Vor Umea wählen wir den Weg durch ein sehr abenteuerliches Nebenfahrwasser und laufen in den funktionalen Yachthafen von Umea-Holmsund ein. Der Wind hat mittlerweile auf 6 Bf. aufgefrischt, so dass wir nach dem vollzogenen Tankstop dankbar sind, dass Thomas von der MOMO die Leinen am Gästesteg annimmt.

Thomas und Franzi, zwei Schweizer unter deutscher Flagge, waren uns anfangs 15 später 3 Tage voraus. Auch sie hatten mit undankbaren Motorproblemen zu kämpfen (www.momo-segeln.ch).
Wir verbinden den Einkauf mit einem Besuch der Innenstadt von Umea per Bus, essen uns beim Chinesen vom Buffet satt und ich spinne abends auf der MOMO noch einige Fäden des gesammelten Garns ab.
Außerdem treffe ich Rike und Arne von der KAJA. Arne ist nach einem Semester in Schweden hier als Handwerker hängengeblieben, Rike ist Physiotherapeutin und Hobbybloggering (www.schwedenundso.de). Beide haben die Zelte in Schweden nun abgebrochen und wollen ins (Ost-)Deutsche übersiedeln. Die KAJA nehmen sie mit und starten in ein paar Tagen in den Süden.

Der zuviele kalte Wind und die fehlende Sonne lassen uns am Mittwoch in Umea-Holmsund bis in die frühen Nachmittagsstunden eingeweht sein und ich konnte die Website rundostsee-havet.de ein wenig aktualisieren. Anschließend besuchen wir noch die Anlage des alten Sägewerks samt Kirche und ehemaliger Schule sowie das äußerst beschauliche Sägemühlenmuseum.

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Schließlich legen wir gegen 14:00 noch ab und erwischen – wie „Schraders Wetterwelt“ als einziger vorausgesagt hat (wissen wir von Franzi) – noch einen kräftigen Wetterdurchgang mit Nieselregen und Böjen. Sogar das gereffte Groß haben wir weggenommen und sind nur unter Genua abgeritten. Gegen 19:30 erreichen wir den ehemaligen und Minilotsenhafen Järnäsklubb und wir gehen bei der MOMO  längsseits. Zum Abendbrot gibt es im noch geöffneten Cafe ein leckeres Fischbuffet,  leider sind die Sanitäranlagen noch in Renovierung. Nicht mal ein Trockenklo.
Also kein Grund sich anderntags lange auzuhalten. Wir nehmen die NW-Morgenbrise, reffen sogar und warten nicht erst bis Rasmus auf West dreht. Nach 25 sm sehen wir schon das Gebirge im Meer:

Die sagenumwobenen,  traumhaften, einzigartigen, bisher unerreichbaren, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Höga Kusten.
Wir machen im gut gefüllten Trysunda fest.

Die Urlaubssaison hat begonnen, viele Schweden, einige Finnen und wenige Deutsche liegen in den Häfen oder kreuzen durch die See.
Abends sitze ich auf dem Berg von Tyrsunda und beobachte den Sonnenuntergang.

Selbst auf dem Berg hört mal das Rauschen der Brandung. Gleichzeitig zieht ein laues Lüftchen durch die Wipfel der Schwedischen Palmen genannt Kiefern. Man riecht Wald und Meer mit einem Nasenzug.
Am Freitag finden wir in der oft beschiriebenen kreisrunden Bucht von Mjältön einen freundlichen Platz per Heckanker. Es folgt eine Wanderung durch Wald, Steinlandschaft und Klippen auf den 236 m hohen Berg mit einer herrlich einmaligen Sicht auf die Inselwelt der Höga Kusten.


Öhrenbetäubende Ruhe, man hört ab und an ein Vogelgezwitscher und sogar das Schlagen der Brandung am Fuße der Insel.
Gestern Abend kam der 73-jährige Rüdiger von der MULU aus ursprünglich Kappeln zu uns rüber. Er ist bis hierher als Einhandsegler auf einer Bianca 27 unterwegs. Allerdings lässt er sein Boot auch schon seit Jahren in Schweden bei Waldemarsvik überwintern.


Den Samstagvormittag fahren wir nach Ulvön, um einzukaufen und Wasser und Strom zu bunkern. Der Ort entpuppt sich als nepper Touristenmagnet. An sich ein Kleinod wird Ulvön von Touristen, die von musizierenden Ausflugsschiffen ausgespiehen werden, übervölkert.

Zwischen 12 un 15 Uhr buhlen mehrere Restaurants, Cafes und Butiken um die Sommergäste. Das Hotel mit Pool und mondänen Motorbooten vermittelt das Feeling der Reichen und Schönen. Hilft nix, da müssen wir weiter. Leider reicht der Wind nicht mal bis Bönhamn.

Insgesamt  haben wir heute mehr Sportboote unter Fahrt und Benutzung gesehen, als in den letzten  Monaten zusammen.

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