Leben in den Tag hinein

10.06.-16.06.2017

Der Aland-Archipel hält uns gefangen. Auf den Weg nach Mariehamn, der Inselhauptstadt der Alands, wählen wir den Weg über den Lumparn, einem 4sm x 4sm großen Binnensee und müssen die Öffnungszeit der Lemströmkanal-Drehbrücke abwarten.
So liegt es nahe im Osthafen festzumachen. Mit pauschal 28 € hält er die Spitze der Hafengebühren  der Reise. Dafür ist alles bis auf die Waschmaschine inklusive. 


In Mariehamn wird das Städtchen besichtigt, der Flying-P-Liner „Pommern“ gesucht  (sie liegt zu Renovierung des Decks etwas zurückgezogen im Fjord), für die Grillsaison gebunkert und natürlich Pizza gegessen.


Das Schifffahrtsmuseum haben wir uns für den Sonntagmorgen aufgehoben, bevor wir gegen 13:00 in Richtung Bomarsund via Lumparn ablegen,  um uns mit Heidrun,  Silvia und Andreas zu treffen. Die drei sind im Wohnmobil in Richtung Finnland unterwegs und haben eine Menge „Versorgung“ für uns parat.

Am Grill gesellen sich noch Ulla und Rudi aus Kiel (beide mit selbst gebauten Aleuten-Paddelbooten – ähnlich Grönländer-Kajaks – nach topografischen Karten unterwegs, Rudi ist bereits 85) zu uns und so wird es ein feucht fröhlicher Abend am Grill und Lagerfeuer.

Bomarsund hat übrigens eine interessante Festungshruine aus der Zeit des Krimkrieges zu bieten. Entsprechend russisch waren die umherschwadronierenden Busladungen.

Tags darauf motoren wir noch weiter durch den Åland – Archipel, da wir fast gar keinen Wind hatten. Zwischendurch – wir waren unter Segeln – gesellte sich eine Robbe kurzzeitig neugierig zu uns.

Abends machten tiefenentspannt von der schönen Natur und dem sonnigen Wetter auf Jurmo fest, wo wir mit Richard und Janett aus  Südwestengland ein Bier trinken.
Am Folgetag  soll dasWetter anders werden. Zunächst Dauerregen. Dann Wind zunehmend 5 bis 6 und dazu was an Böen obendrauf. Natürlich von vorn und mit Regen im Gesicht.  Immerhin 12 Grad. Also entscheiden wir uns für eine Wanderung vorbei an Koppeln weidender Highland-Boskap-Rinder zum Aussichtsturm mit anschließenden Naturkundepfad.

Am 14.06. sind wir aus dem Turku-Schärengarten mit 13 Schlägen herausgekreuzt bei 4 Bf und waren dann in einem tollen kleinen Städtchen mit dem lustigen Namen Uusikaupunki.

Zum Übernachten doch lieber auf eine kleine Klubinsel mit einer von Markus ersehnten  Holzofensauna,  auf der man uns freundlicherweise geduldet hat.

 

Gestern morgen bei recht wenig,  aber kalten Wind und Sonne nach Rauma. Luftlinie ist es nicht weit. Nur 20 sm, aber wir müssen um eine Halbinsel rum. Markus hat Rücken und testet seit gestern die Pinofit-Salbe. Er ging heute in der Früh 4:00 von Bord,  um die Ryanair-Flieger von Tampere nach Bremen zu bekommen.

Die Segelsaison ist hier eröffnet. Es gibt in den Häfen keinen Vorsaison-Kältebonus mehr. Gestern in Rauma haben wir stolze 32 Euro bezahlt. Dafür bot man uns die typisch finnische Mondänität einer industriereichen Kleinstadt im erwachenden Frühsommer. Kontrastreich wirkt dazu die hölzerne UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt.

Nun geht es für 10 Tage allein weiter zum nördlichsten Punkt der Ostsee. Die sympathischen Bekannten der Tage in Leba und Wladislawowo habe ich nicht wieder getroffen. Andere gehen über die Alands nach Stockholm. Die Ratzfatz auch.
Ein paar Schweden aus Kungsbacka sind mir ca 3 Tage voraus. Ebenso die Mrs.Jones eine große Hallberg Rassy, die ich in Mariehamn getroffen habe.
Von der Aries habe ich seit Klaipeda nichts mehr gehört.

Unterwegs zwischen den Gipfeln eines versunkenen Gebirges?

07.06.-10.06.2017
Recht früh hieß es in Hanko Ablegen. Zuerst noch einmal volltanken und dann hinein in die Schärennavigation. Das Turkurer Schärenmeer ist vergleichbar mit den Schwedischen Westschären: Rundgenuckelte kahle Felsen, die 4-8 m aus dem Meer herausragen. Dazu 60 m Wassertiefe und eben keine 20 m neben dir luken die Gipfel des versunkenen Gebirges aus dem Wasser.

Bei O-SO 4 ist das Tagesziel Rosala schnell erreicht, bevor der Wind Nachmittags weiter auffrischt. Im nahen Dorf zeugt ein sehr authentisch gestaltetes Wikingermuseum von der frühen Besiedlung dieser Inseln.

Die Tradition der Sauna wird den Winkingern zugeschrieben. Saunieren und Grillen können wir im Gasthafen. 

Am kommenden Tagen wecken wir unterwegs per Anruf über Kanal 16 den Skipper der mit halben Wind entgegen kommenden „Carpe Diem“, einer Bavaria 32 mit Heimathafen Koblenz, und tauschen das „Woher und Wohin“ aus. Er will über St. Petersburg durch Russland in die Barentsse und dann über das Nordkap an der Norwegischen Küste wieder zurück.

Als Tagesziel haben wir Österskär ausgemacht. Da wir heute auch bei 2 Bf. segeln, erreichen wir die als Kleinod beschriebenen etwas abseits liegenden Inseln erst zum Abend. Unsere Hoffnung auf käuflichen Erwerb von Fisch oder einer wärmenden  Sauna wird enttäuscht. Wir finden die wunderschöne Insel einsam und verlassen vor. Feste Einwohner scheint es nicht mehr zu geben. Die Sommerhäuser (Möki) sind noch leer. Die beiden edlen Klubhäuser der Segelvereine von nahen Städten momentan verwaist. Die Holzofensaunen verschlossen.
Allein hier. Kein Strom, ein paar Wasserpumpen und Plumpsklos. Die Boots- und Fischerhäuser sehen wie dem Verfall preisgegeben aus.

 

Der Freitag beginnt mit Nebel. Wir legen vermeintlich aufklarend Richtung Åland-Archipel ab, sind dann im unbetonnten Fahrwasser auf den Kartenplotter und das Nebelhorn allein gestellt. Die Nebenbänke verdichten sich auf bis zu 2 Schiffslängen. Der AIS-EMPFÄNGER lässt die Schallsignale der weiter mit hoher Geschwindigkeit durch das Schärenmeer ziehenden Großfähren zuordnen. Beim Queren der tiefen Fahrwasser gebe ich zusätzlich Positionsmeldungen über Funk durch, erhalte aber keine weiteren.
Wir befinden uns zudem in einem Gebiet von ca. 5° magnetischer Missweisung. Schlummern auch hier die Eisenerzvorräte Europas?
Dazu klingt aus dem Bordlautsprecher später der Soundtrack „Fluch der Karibik“!

Gegen 13:30 reißt der Nebel auf und wir sehen ca. 3 sm entfernt einige schöne Zweimasttraditionssegler.

Bei schönstem Sonnenschein – kurzzeitig unter Spinnaker –
erreichen wir bei angenehmer Brise Sottunga, das bereits zu den Alands gehört.
Zeit die mittlerweile sechste Gastlandflagge zu hissen.

Die Hafenmeisterin versichert uns glaubhaft, dass die Saison erst am 11.06. beginnt, so bleiben der versprochene Kaufladen, das Gasthaus und eine Waschmaschine für uns außer Reichweite. Die im Hafenhandbuch avisierte Sauna könne man versuchen über die nahe Herberge telefonisch zu buchen.
Versuchen wir es Samstag mal in Mariehamn, der Inselhauptstadt der Alands.

Statt dessen nehmen wir die Fahrräder für eine Erkundung der Insel und erfahren, dass Pettersson tot ist.